Die KAEE beschäftigt sich mit alltäglichen Lebensformen und fragt, wie diese mit gesellschaftlich-kulturellen Ordnungen, Machtverhältnissen und (Zukunfts-)Entwicklungen zusammenhängen.
Eine Leitfrage lautet dabei, wie Menschen sich mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen (z.B. Globalisierung, Digitalisierung, Migration etc.) auseinandersetzen und sie mitgestalten. Dabei verstehen wir scheinbar Selbstverständliches und Natürliches als kulturell und medial vermittelt sowie konstruiert: große Kategorien wie „Nation“, „Kultur“ oder „Geschlecht“, aber auch kleinere wie „Familie“, „Freundeskreis“ oder „Subkultur“ werden erst durch Alltagspraktiken, Sprechweisen, Rituale und Politiken hergestellt. Diese Praktiken sind historisch und kulturell veränderlich; stabilisiert werden sie durch ihre Verankerung in Gewohnheiten, Institutionen und ökonomischen Logiken.
Im Unterschied zu vielen anderen Fächern praktiziert die KAEE – durch Methoden wie die teilnehmende Beobachtung, qualitative Interviews und (mikro-)historische Archivstudien – die Forschung „auf Augenhöhe“ mit ihren Forschungspartnerinnen und Forschungspartnern. Sie untersucht die Lebensweisen und Lebensbedingungen unterschiedlichster sozialer Schichten, Gruppierungen, Milieus und Szenen in Geschichte und Gegenwart. Es geht also um einen weiten Kulturbegriff, nicht in erster Linie um die Kultur der gesellschaftlichen Eliten oder die sogenannte Hochkultur.
Die Disziplin steht in enger Nachbarschaft zur Geschichtswissenschaft, Soziologie, Literatur- und Medienwissenschaft und Ethnologie.
Das Interesse der KAEE gilt dem uns umgebenden Alltag. Der Zusatz „Europäische Ethnologie“ macht den Unterschied zur Ethnologie deutlich, die sich primär mit außereuropäischen Gesellschaften beschäftigt. Zugleich schließt das „Europäische“ der KAEE ein Interesse an verschiedenen europäischen Regionen mit ein – und an Prozessen der Europäisierung. Die KAEE ist jedoch keine vergleichende Länderkunde Europas. Der Alltag, der in der KAEE untersucht wird, ist immer lokal verortet, andererseits aber auch von transnationalen bzw. globalen Prozessen geprägt.